Was erwartet eine/n LL.M.-Studierende/n im Ausland?
Die im nachfolgenden Link behandelte Frage der Gründe für ein LL.M.-Studium kann nur sinnvoll beantwortet werden, wenn man ungefähr weiß, was einen im LL.M.-Studium erwartet.
Dazu an dieser Stelle in der gebotenen Kürze: Es werden Kenntnisse in der jeweiligen Rechtsordnung und/oder - je nach Programm oder einzelnem Kurs - internationale Rechtsprinzipien vermittelt.
Zu unterscheiden sind
- die General Programs mit einigen wenigen grundlegenden Pflichtkursen für Ausländer (z. B. Introduction into the US Legal System) und im übrigen individuellen Kursauswahlmöglichkeiten
- von den speziellen Programmen (z. B. Banking, Taxation, IP, Environmental Law, International Business Law u. ä.) mit eher fixem Curriculum.
In aller Regel wird mit den einheimischen Jura-Studierenden zusammen studiert, d.h. es werden dieselben Lehrveranstaltungen besucht und dieselben Klausuren geschrieben (letzteres u. U. mit Zeitverlängerung und auf pass/fail-Basis statt Notenskala; dies regelt jede Universität ganz individuell).
Je größer und teurer die Law School ist, desto größer wird das im Rahmen eines General Program zur Auswahl stehende Kursangebot sein. Dies bedeutet aber in keiner Weise, dass General Programs oder spezielle Programme an kleineren und kostengünstigeren Law Schools nicht ebenso gut oder sinnvoll sind!
Die vom Curriculum an die LL.M.-Studierenden gestellten Anforderungen sind zwar regelmäßig durchaus hoch. (Beachten Sie die an der jeweiligen Law School für den Titelerwerb geforderten Credit Hours (Semesterwochenstunden): 20 sind relativ wenig, 22 - 24 moderat, 27 schon recht viel.)
Aber sie sind - erfahrungsgemäß gerade für deutsche Jurist/innen - zu bewältigen. Die hiesige Juristenausbildung sollte ein solides Fundament für ein LL.M.-Studium darstellen. Den Titelerwerb nicht zu schaffen, ist quasi ausgeschlossen. Wenn auch unter meist vorgehaltener Hand ist oft zu hören, dass nach dem Erhalt der Zulassung von der Law School der zahlende Kunde nicht enttäuscht werden soll. Hinzu kommt das Selbstverständnis der ausländischen Professorenschaft: Es geht ihnen nicht um das Aussieben von Studierenden, sondern darum, dass sie jedem/jeder einzelnen Studierenden das Rüstzeug vermitteln, das zur Bewältigung des Abschlusstests nötig ist.
Im Gegensatz zum deutschen Jura-Studium ist (gerade in den USA) die gezielte Vorbereitung von Vorlesungen sehr wichtig. Sie wird durch die Bewältigung von oft sehr umfangreichen Reading Assignments erbracht, d. h. bis zur nächsten Veranstaltung ist ein bestimmtes Kapitel zu lesen, das dann ihr Gegenstand sein wird. Die Studierenden werden dazu von der/dem Professor/in mal gezielt, mal zufällig, zur Beantwortung von Fragen herangezogen und in Diskussionen/Argumentationen verwickelt, sog. Socratic Method. Eine mangelnde Vorbereitung der Vorlesung kann daher schnell peinlich werden, gerade dann, wenn der/die Professor/in den Studierenden auf den Zahn fühlen möchte.